Home     Specials

 

 

Unser neues Wohnmobil

 

Die Idee dazu wird schon auf unserer bisher größten Tour 2005 bis 2007 auf dem amerikanischen Kontinent geboren. Auf der Reise von Feuerland nach Alaska mit dem Hymer B644 wird uns bald klar, daß für derartige Unternehmungen ein etwas anderes Auto her muß. Wir träumen schon bald von einem neuen handlicherem Gefährt mit Heck- oder gar Allradantrieb.

 

Nächste Erkenntnis: Was wir gerne hätten, ist nicht "von der Stange" zu haben und eine Spezialanfertigung übersteigt unsere Möglichkeiten bei weitem. Wenn wir also unsere Reisepläne realisieren wollen, wird das nächstes Abenteuer nicht eine Reise, sondern der Selbstausbau eines Wohnmobiles sein (uns schwebt da ein Fahrgestell  - s. o. - mit aufgesetzter Leerkabine vor). Außerdem sind wir nicht mehr die Jüngsten - langes Zielen ist da nicht drin - wir müssen schnell abdrücken... .

Schon auf der Reise erörtern wir das Thema mit anderen Travellern, die schon besser gerüstet sind. Aus dem Internet laden wir Unterlagen über evtl. Basismodelle herunter. Gemeinsam überlegen wir uns den neuen Grundriß in dem Wunschmobil. Es sollte zwar wesentlich kleiner werden - doch muß es alles Notwendige enthalten - das ist nicht ganz so einfach.

Also wie schon gesagt, ein etwaiger Grundriß ist schon bei der Rückkehr ausgedacht:

 

 

Die wichtigsten Ausrüstungsdetails werden - soweit noch nicht geklärt in den letzten Wochen des Jahres 2007 festgelegt - hier eine Auflistung:

·        150 ... 200 l Diesel

·        150 ... 200 l Wasser mit Boiler und Wasserhygiene mittels UV + Filter

·        Elektroversorgung mit Aufbaubatteriebank (AGM 300 Ah); Solar 400 Watt; Steigerung der Ladeleistung der Lichtmaschine mittels Sterling-BatterieZuBatterie-Lader 40 A; Netzladegerät 25 ... 35 A möglichst mit Power Factor Correction (PFC) zur Anwendung unterschiedlicher Netzbedingungen (110 ... 230 V 50 ... 60 Hz); Generator in gesondertem Raum.

·        Gasversorgung 2x5 Kg Propanflaschen (Gas wird nur zum Kochen benutzt).

·        Kompressor-Kühlschrank und -tiefkühlung.

·        Dieselheizung mit Höhenkompensation.

·        Boiler 10l mit  200W 12V (soll elektronisch gesteuert "Stromüberangebot" ausnutzten; Wasserabgabe über automatischen Vormischer, der 90 Grad heißes Wasser mit 40 Grad in die Warmwasserleitung bringt)

·        3 Ersatzräder (2 davon, um die Antriebsachse mit Normal- oder Winterreifen bzw. besser "Desert-Tires" auf die jeweiligen Bedingungen einzustellen 

 

Anfang 2008 nehmen wir Verbindung mit verschiedenen Autohäusern auf. Wir müssen uns entscheiden zwischen Ford, VW, Mercedes und Iveco. Der Ford, den wir wegen einer angeblich bald verfüg- und bezahlbaren temporären Allradversion favoritisiert hatten, fiel dann wegen Rückzieher beim Hersteller als Erster aus. Der Iveco-Allrad ist für uns nicht erschwinglich. Weil unter dem Stern alles etwas teurer und dem Vernehmen nach auch nicht besser als bei den Anderen ist, steht bald fest, daß für uns nur der Crafter von VW in Frage kommt.

 

Als echte "Ossis" würden wir unser Geschäft auch gerne hier im Osten tätigen. Das Entgegenkommen der Händler zu unseren Wünschen beim Kauf sollte den Ausschlag geben. Wir werden bitter enttäuscht von den Autohändlern und ebenso den Herstellern von Kofferaufbauten hier im Osten. So haben wir bestimmte Fahrerhausvarianten und vor allem einen zweiten Treibstofftank auf unserer Wunschliste. Besonders Letzterer ist bei keinem VW-Autohaus in unserer Nähe realisierbar. Wir könnten einen Extra-Bericht mit wahrhaft hahnebüchenen Begründungen füllen. Z. Zt. unserer Suche gibt es einen Preiskampf zwischen den Transporterherstellern, der Käufern beachtliche Preisnachlässe beschert. Für uns bei den o. g. Händlern allerdings nicht, weil wir das Fahrzeug nicht gewerblich nutzen wollen. Wegen einer Leerkabine wenden wir uns ernsthaft nur an die Kunath Fahrzeugbau GmbH in Döbeln . Der gewaltige Preis und Terminvorstellungen schockieren uns jedoch. Und so wenden wir uns am Ende unserer Recherchen an eine Werkstatt weit im Süd-Westen Deutschlands. Wir haben den Eindruck, den ostdeutschen Unternehmen geht es schon zu gut. Mit der Firma OMORCAR  in Hauenstein kommen wir bald ins Geschäft. Sie besorgt uns das gewünschte Basisfahrzeug - und zwar mit sehr großzügigem Herstellerrabatt, weil wir das Fahrzeug als Campingfahrzeug nutzen wollen (!) und baut uns einen Kofferaufbau zu etwas über 60% des Döbelner Angebotes und auch unser Herzenswunsch, der Zusatztreibstofftank, ist überhaupt kein Problem. Und der Fertigstellungstermin bei Ormocar ist - wenn VW die 3-monatige Lieferfrist einhält - noch vor Anfang Juli, dem Beginn der Betriebsferien bei ORMOCAR - wow!!!

 

Da VW leider nicht nach 3 Monaten liefert, bleibt viel Zeit für Recherchen im Internet, um möglichst preiswert alle Materialien und Ausrüstungen einzukaufen. Ende Mai hat ist eine ziemlich komplette Stückliste mit Bezugsinformationen fertig. Damit stehen auch die Kosten des Vorhabens (vorläufig 53 ... 54 000 €) fest.

 

Wir machen dann erst einmal eine kleine Reise nach Polen - die letzte mit dem alten Wohnmobil. Nachdem dann VW endlich im August liefert, können die letzten Absprachen vor Ort für den Aufbau erfolgen und wir können schon mit dem Bau der Möbelteile beginnen. Unser neues Fahrzeug holen wir Ende September endlich ab  (damit haben wir uns allerdings wieder den Döbelner Terminvorstellungen ganz schön genähert ...). Die Abholung selbst ist ein kleines Erlebnis - abgesehen davon, daß wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf Kriegsfuß stehen, weil wir das Reisen nur mit eigenem Untersatz geübt und deshalb nur mit Ach- und Krach das Ziel rechtzeitig erreicht haben - ist alles paletti: Der erste Eindruck von unserem neuen, schnucklichen Gefährt begeistert uns. Alles ist so, wie vereinbart - und zwar auf den Millimeter. Abgesehen von Kleinigkeiten sind wir mit Leistung (und Preis) sehr zufrieden. ORMOCAR können wir guten Gewissens weiter empfehlen. Die Heimfahrt macht richtig Spaß. Wir sind von der Laufruhe des Fünfzylindermotors begeistert und Uwe muß sich sehr zusammennehmen, daß die 136 Pferdchen unter der Haube nicht zu schnell galoppieren...

Bald verkaufen wir auch unser treues Gefährt über fast 10 Jahre und mehr als 240 000 km, den Hymer, und sind auch ganz zufrieden mit dem Erlös.

 

Aber nun geht es endlich richtig los. Fenster, Luken, Gaskasten, Generatorkasten, Außenanstrich (war nicht ganz so einfach), Schürze mit Außenstaufächern und Abwassertank und elektrischer Treppe, Unterquerung des Einganges mit isoliertem Tunnel für Wasser und Abwasser, Solarpaneele, Montagepunkte für Ersatzradhalter, Gepäckträger und Leiter an der Kabinenrückwand - kurz, alle Außenkomponenten sollten bis zum Einbruch der Schlechtwetterperiode fertig sein. So in etwa klappt es auch - natürlich dauert alles wesentlich länger als geplant. Auch das Einkaufen und erste Beanstandungen machen deutlich mehr Probleme als vorhergesehen (darüber vielleicht später etwas mehr)

 

Dann kommt die Kälte (mußte ausgerechnet dieser Winter so streng sein?) und Uwe werkt seit November frierend mit klammen Händen in Garage und Auto. Weil alles viel länger dauert, machen wir kaum mal einen Tag frei. Nur nach jedem Bauabschnitt feiern wir beim Griechen mit Riesenfleischportionen, einer Flasche Naussa Boutari und viel Ouzo.   

 

Folgende Abschnitte haben wir "abgerechnet":

·        Elektro-Zentrale im Fahrerhaus hinter dem Beifahrersitz mit Netz/Generatoranbindung über FI-Schalter, allen Ladegeräten, Inverter, Anbindung an Starterbatterie und an Aufbaubatterie im Küchenblock, Hauptschalter, Verteilungen und Sicherungen.

·        Konroll-Paneel über der Tür mit div. Schaltern, Batteriecomputer, Steuerung Wasserhygiene, Wasserstandsanzeige, Bedienelement Dieselheizung, Temperatur innen und außen, Sicherungsblock, Ausgangspunkt des Kabelbaumes, der mit dem Einbau der elektrischen Verbraucher und Möbel noch wachsen wird.

·        Küchenblock mit Kocher/Spülekombination incl. Eigenbau-Kocherabdeckung (dient als Abtropfschale beim Aufwaschen), Gasbackofen, komplette Gasanlage, Teil der Wasserversorung (Elektroboiler mit Wärmeisolation, Wasserfilter, Verteilung), Dachstauschränke mit Eigenbau-Dunstabzugshaube (220V-Gebläse).

·        Möbeleinbau Teil 1 mit Einbau Trennwand Naßzelle, Schrank für Kühlschrank, Dachstauschränke über Dinette und Bett.

·        Wassertankanlage aus 150- und 50-Litertank (verbunden) mit UV-Wasserhygiene und Umwälzpumpe (wg. 2 Tanks), Wasserpumpe, Einfüllstutzen, Wasserztandsanzeigesensor.

·        Möbeleinbau Teil 2 mit Bett incl. Lattenrost im Festteil, Bett-Klappteil (auch Rücklehne für hintere Sitzbank - wird zum Schlafen auf den Tisch aufgelegt), Dinette aus hinterer und vorderer Sitzbank und Tisch .

·        Heizung Einbau Webasto 3900 mit Verteilung (Ansaugrohr Kaltluft, 5 Düsen für Heizluft), Unterbau von Ansaugrohr Brennluft, Abgasrohr, Anbindung Dieseltank.

·        Naßzelle und Kleiderschrank (erstere mit Duschwanne; Kassettentoilette Thetford 2C, Klappwaschbecken, Spiegelschrank, Vorderwand mit Tür).

·        Abnahmen für Gasanlage, Heizung (wg. Garantiezertifikat), TÜV (wg. Zulassung als Wohnmobil) - alle mit Bravour bestanden!

Das waren also 9 arbeitsreiche und nahrhafte Monate.

 

Hier die "Innereien": 

 

Inzwischen haben wir Ende April 2009. Unser Auto ist im Wesentlichen fertig. Nun hält uns nichts mehr - endlich können wir auf Jungfernfahrt gehen. Die Ausbaurestanten und evtl. festgestellte Fehler werden wir unterwegs oder hinterher beseitigen.

 

Hier das Ergebnis der Jungfernfahrt: Alles in Allem war sie ein Erfolg. Der Kühlmittelverlust stellte sich nach der Prüfung durch die Werkstatt als Marderschaden heraus. Natürlich - wie konnte es anders sein - war die Reparatur wg. ungünstiger Lage des betreffenden Schlauches (sagt die Werkstatt) sehr langwierig und teuer (letzteres für uns kein Problem, da wir  noch Kasko haben).

Abgesehen von Kleinigkeiten haben sich zwei wirkliche Mängel herausgestellt:

·        Das Filter läßt fast kein Wasser durch. Das ist Uwe's Fehler - nach Demontage entdecken wir, daß die Filterpatrone noch in der Plastikverpackung steckte (Uwe hatte sie lange vor Einbau des Filters probeweise so eingesetzt und diesen Umstand völlig vergessen).

·        Im Bad läuft das Klappwaschbecken nicht ab. Es gelingt uns nicht, den Fehler zu ermitteln. Nur die Lage des Fehlers ist bekannt: auf der ca. 1 m langen unzugänglichen Strecke unter dem WC und der Duschwanne. Uwe legt mit viel Mühe eine neue Leitung parallel dazu und nun klappt es.

Nachdem wir noch alle Restanten nachgeholt haben, sind wir nun ringsherum zufrieden mit unserem Werk. Es ist inzwischen September geworden. Damit ist der Stand unserer Reisevorbereitungen voll im grünen Bereich.

 

Gesamtaufwand für unser neues Wohnmobil:

Bezeichnung

Aufwand

Einheit

Fahrgestell Crafter 3,5 t 100KW 6-G.-Getr.

25.490,00

Euro

Leerkabine mit Tür, großer Laderaumklappe und Tür z. Fahrerhaus; Zusatztank 80 l zum Umpumpen

13.700,00

Euro

Material für Selbstausbau

17.108,27

Euro

Arbeitszeit  für Selbstausbau ca. 10 Monate

1.600

Stunden

 

 

 

Gesamtkosten:

56.298,27

Euro

Anmerkung: Die Kosten wurden gegenüber einer Lösung "von der Stange" einerseits durch sehr hohe Anforderungen bei der Stromversorgung und Ladetechnik sowie der Wasserhygiene nach oben getrieben und andererseits durch Übernahme von Nachrüstekomponenten aus dem alten WoMo (2/3 der Solarpaneelleistung; Tiefkühltruhe) gesenkt.

 

Home     Specials