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Abschlußbetrachtung zur Reise 'Marokko 2012'

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  Landschaft und Natur

Die marokkanischen Landschaften sind so vielseitig und die meisten auf ihre Art so sehenswert, daß man sie lange

bereisen kann, ohne dass Langeweile aufkommt. Es würde auf Zitieren der einschlägigen Reiseführer hinauslaufen, wollten

wir die Highlights alle aufzählen. Hier nur soviel: Uns war auch die lange Fahrt durch die nicht gerade von Jedem

gerühmte Westsahara recht, um z. B. die Lagune von Dakhla, den Khniffis-NP (früher Naila Vogelschutzgebiet) und die

mehr als 1000 Km lange ursprünglich-wilde Atlantikküste zu erleben.

  Die Marokkaner

"Bontscher Dirham" sagte vor 8 Jahren auf einem Spaziergang durch die Oasendörfer bei Zagora ein dreijähriger Knirps

in Steuereinnehmerhaltung und -ton zu uns. Hatte er auch die französischen Floskeln zur Einleitung einer Bettelei noch

nicht drauf so wusste er auch schon genau, worauf es ankommt: Die Fremden sind reich und haben gefälligst zu blechen!

 

Wir können nur sagen, daß sich in dieser Hinsicht seither überhaupt nichts geändert hat. Bettelei und aggressive

Kaufwerbung sind wie eh und je weit verbreitet und können einem schon die Freude an diesem schönen Land verleiten. Z.

B., wenn Ihr die Datesschlucht besucht und flußaufwärts hoch über den Fluß fahrt, möchtet Ihr sicher auch gern anhalten

und den Blick auf den tief unten mäandernden Fluß, die kleinen Dörfer und die ordentlich bestellten Felder genießen. Kaum

habt Ihr aber an einer günstigen Stelle angehalten, kommen ein paar Jugentliche aus ihren Winkel und wollen Minerale

oder Fossilien verkaufen. Am besten ist, man sieht das Zeug gar nicht an, weil Neugier schon mit Kaufabsicht übersetzt

wird. Eine freundliche Erklärung, dass man bestimmt nichts kaufen will, fruchtet überhaupt nicht - statt in's Tal zu

blicken hat man immer wieder die Angebote vor der Nase. Endlich rastet dann auch der gemütlichste Reisende aus und

wird grob. Nun hat er Ruhe - es ist aber nicht jedermanns Sache, unter den feindseligen Blicken der verhinderten

Verkäufer nun endlich seinen Ausblick zu genießen. Er steigt also wieder ein und fährt frustriert weiter.

 

Die Aufreißer in der Stadt verabschieden sich neuerdings bei abweisenden Bescheiden mit einem ironischen 'welcome' -

man geht eben mit der Zeit. 

 

Es wird viel behauptet, dass die Touristen selbst durch großzügige Spenden aus dem Autofenster die Erwartungshaltung

herbeigeführt haben - mag sein - aber das alleine ist es nicht. Als die Opas, welche uns jetzt um Zigaretten und Alkohol

anbetteln noch Kinder waren, gab es wohl noch keine Touries mit Karnevalzugsallüren in Marokko! Wenn die Dreikäsehochs

 am Straßenrand bei unserer Annäherung mit perfekt verklärten Gesichern Aufstellung nehmen, als würde statt uns eine

Kompanie Weihnachsmänner oder eine Herde Osterhasen kommen, ahnt man schon, daß sie vielleicht dazu angestiftet

wurden. Trotzdem tut es einem Leid, sie immer wieder enttäuschen zu müssen.

 

Neu ist, daß Kinder, Jugendliche und sogar manche Erwachsene nicht betteln und uns dafür ganz eindeutig und ehrlich mit

Zunge 'raus oder Ausspucken zeigen, dass sie uns nicht mögen. Wahrscheinlich geben wir dazu bewußt und unbewußt

Grund:

 - Siehe Special "Dreckiges Marocko".

 - Unsere mitteleuropäischen Gewohnheiten, Kleidung u. a.

 - Frauen fotografieren, obwohl diese panische Angst davor zeigen.

 

Woher diese Angst kommt ist uns allerdings nicht klar, weil  ja höchstens der Fotograf und nicht das Objekt gegen das

Verbot im Koran, keine Lebewesen abzubilden, sündigt. Männer und ganz vorn dran König  haben jedenfalls kein Problem,

sich fotografieren zu lassent. Wahrscheinlich ist es mehr so, daß die Frauen Angst vor ihren Männern haben, die vielleicht

 nicht den Gedanken ertragen können, dass sich womöglich ein anderer Mann am Bild ihrer (ordnungsgemäß verhüllten

Frau) delektiert. Frauen dürfen Vieles nicht, was Männer dürfen. Dafür haben sie aber das Recht, alle Arbeiten in Haus

und Feld ganz allein auszuführen.

 

Da heute kaum ein Tourist mehr auf Gesten, welche zum Anhalten auffordern, reagiert, haben sich Bettler, Verkäufer von

irgendwelchem zweifelhaften Ramsch oder selbsternannte Guides Methoden zugelegt, die wir schlicht fies finden:

- In Marokko, wo Trinkwasser oft nicht zu haben ist, muß Jeder auf Bitte um Wasser reagieren und dem Bittenden zu


trinken geben. Deshalb stellen sich die o. g. Quälgeister mit einer leeren Flasche an die Straße und bitten um Wasser.

Wenn sie das haben, kommen sie mit ihren wirklichen Wünschen oder Anerbieten 'rüber. Das Wasser gießen sie sicher

hinterher weg, um den nächsten Gimpel leimen zu können.

 -Oder - man fährt gerade auf eine unübersichtliche Kurve zu, da stellt sich Einer an den Straßenrand, schaut gebannt um

die Kurve und signalisiert einem erst 'langsam' dann 'halt' - es kommt natürlich kein Schwerlasttransport um die Ecke.

Der Warner wird nun zu einem der o. g. Quälgeister!

 

Natürlich gibt es auch die freundlichen, hilfsbereiten und bescheidenen Marokkaner. Wahrscheinlich sind sie auch weit in

der Überzahl. Auch wir hatten gelegentlich solche Kontakte. Die oben geschilderten Eindrücke kommen wahrscheinlich

daher, dass sich bei den Touristen DIE ANDEREN IMMER VORDRÄNGEN!

 

Einen Trost haben wir immerhin: Die Bestgehassten sind wir noch nicht - das ist immer noch die Verkehrspolizei. Vor

Radarkontrollen werden ALLE anderen Verkehrsteilnehmer eifrig gewarnt - auch die offensichtlich Auswärtigen!

  Infrastruktur/Wirtschaft

  Infrastruktur/Wirtschaft

Wirtschaftlich hat sich in den letzten 8 Jahren viel geändert. Nur der Umtauschkurs Diram/Euro ist fast gleich geblieben.

 

 

Vor Allem ist der Straßenbau seit den letzten Jahren  in vollem Gange. Die alten ausgefransten, löchrigen Straßen nehmen

ab. Auch Pisten werden rasant durch Asphaltstraßen ersetzt.

 

Erstaunlich viel Überlandwasserleitungen sind seit unsererletzten Reise hinzugekommen. Allenthalben zieht man neue

Gräben entlang der Straßen, in die weitere Wasserleitungen und auch viel Kabel für Kommunikation verlegt werden.

 

Der Wohnungsbau muß in den Letzten Jahren enorm zugelegt haben - jedoch sieht man jetzt allenhalben erschlossende

Bauplätze, welche offentsichtlich schon lange auf Bauherren warten und es gibt auch viele halbfertige oder unbewohnte

Wohnungsbauten. Wenn sich dort nicht bald etwas tut, werden diese Objekte alle teure Investruinen werden - sicher auch

ein Werk von "Real Estate". Wir konnten immerhin weltweit die alles Andere als segensreiche Wirkung dieser

trickreichen Finanzierungsgesellschaft beobachten.

 

Ganz neu scheinen uns die großen Anstrengungen zur Gewinnung von Anbauflächen durch Urbarmachung von bisher nicht

genutzten Flächen zu sein. So z. B. haben wir gesehen, daß man jahrtausende alte Hamada durch Ablesen der Steine

bearbeitbar macht. Dort wurden hauptsächlich Gehölze (u.A. vermutlich Oliven oder Arganien, welche ja mit relativ wenig

Feuchtigkeit auskommen) gepflanzt. In der Nähe von Azrou wurden ganze Halden von Steinen und Felsen wahrscheinlich

maschinell ausgesondert und so ordentliche Ackerflächen erzeugt.

 

Die Touristische Infrastrktur hat sich entwickelt. Es sind viele Campingplätze entstanden, welche zwar nicht gerade

europäischer Standard aber dafür sehr erschwinglich sind. Wir sind etwas mit Vorbehalten gekommen, weil man das freie

 Campen angeblich in Marokko nicht mehr erlaubt - und immer in eingemauerten Plätzen möglichst noch dicht an dicht zu

stehen, ist nicht unser Ding. Glücklicherweise gibt es viele offizielle "freie Stellplätze" - auch welche mit Aussicht - und

außerdem kann glücklicherweise nicht hinter jedem Hügel ein Polizist stehen, der einem hier das Campen untersagt... .

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